Vorstands-Chef Jörg Dittrich im Interview

Die Hinrunde in der Bundesliga ist beendet, der DSC geht auf dem zweiten Platz ins neue Jahr. Im Pokal schied das Team leider frühzeitig im Viertelfinale in Schwerin aus, in der Champions League war in Pool D nach der Gruppenphase Endstation. Wie fällt das Zwischenfazit aus?

Wir haben uns positiv sportlich weiter entwickelt. In der Champions League hat uns nur ein Satz gefehlt, um weiter im internationalen Geschäft zu bleiben. Wir haben gesehen, dass wir nicht mehr nur Kanonenfutter sind, sondern mit den europäischen Top-Teams mithalten können. Das hat die Mannschaft vor allem beim 3:1-Sieg über Azerrail Baku, aber auch der knappen 2:3-Niederlage bei Eczacibasi Vitra Istanbul nachgewiesen.

Was bleibt an Wünschen offen?

Das Ausscheiden im Pokalwettbewerb hat sehr geschmerzt und der Stachel sitzt tief. Zudem ist es bedenklich, dass wir so viele Verletzungen in unseren Reihen haben. Wir diskutieren darüber, warum das so ist und es ist eine unsere wichtigsten Hausaufgaben für das neue Jahr, die Verletztenliste deutlich zu minimieren.

Mit welchen Spielerinnen wird der DSC denn bald wieder rechnen können?

Es ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen, denn Anne Matthes und Laura Heyrman machen bisher die größten Fortschritte. Ich denke, dass sie bald wieder auf dem Feld zu sehen sein werden.

Welche Ziele hat sich der DSC für die zweite Saisonhälfte gesteckt?

Wir wollen sportlich und wirtschaftlich weiter wachsen. Zudem strebt ein ambitioniertes Team wie unseres natürlich nach einem Titel. Schwerin dominiert im Moment die Bundesliga und hat eine phänomenale Entwicklung genommen. Wir dürfen nicht in die Falle tappen, die anderen Teams aus den Augen zu verlieren. Das wäre respektlos und auch dumm.

Nach der Partie am 22. Dezember in Schwerin kochten die Emotionen hoch. Nun treffen am 9. Januar beide wieder aufeinander. Was erwarten Sie, auch von der Stimmungslage her?

Sportliche Rivalität gehört dazu, aber abgesehen davon, haben wir auf keiner Ebene, weder unter den Spielerinnen, Trainern noch Verantwortlichen ein Problem mit Schwerin, im Gegenteil. Es gibt, mit dem höchsten Respekt vor den anderen Vereinen, kaum einen Club, den wir so schätzen wie den SSC. Wir treten uns auf Fanseite und auch auf ehrenamtlicher Ebene freundschaftlich gegenüber. Zudem wollen wir beide den Volleyball in Deutschland nach vorn bringen und so werden wir dem SSC auch in der Champions League alle Daumen drücken.

Mit auf dem Feld stehen wird am 9. Januar die neue Libera Nicole Davis. Was bedeutet das für den Verein und warum wurde der Transfer nötig?

Wir sind sehr stolz darauf, dass eine solche Spielerin nun in den Reihen des DSC zu finden ist. Vor ein paar Jahren wäre das noch nicht denkbar gewesen, nachdem wir mit Christiane Fürst eine eigene Weltklassespielerin ziehen lassen mussten. Lisa Stock kann als 18-Jährige nicht die Alleinlast tragen, so war es auch nicht vorgesehen. Sie sollte von der wohl weltbesten Libera Kerstin Tzscherlich lernen und ich glaube, dass wir mit Nicole nun eine genauso gute Situation für sie geschaffen haben. Ganz davon abgesehen, dass es noch nicht geklärt ist, ob uns Lisa Stock, Lisa Izquierdo, Magdalena Gryka und Juliane Langgemach in den Play-Offs zur Verfügung stehen, da sie eigentlich mit der Junioren-Auswahl die WM-Qualifikation spielen müssen.

Im Nachwuchs gab es im Sommer mit dem Trainerwechsel von Jens Tietböhl zu Janek Matthes und auf der Ebene der Vorsitzenden von Thomas Stumph zu Ulf Kaminski sowie dem Ausscheiden von Reinhard Hoffmann einen Umbruch. Wo steht der Nachwuchs zum Jahreswechsel?

Mit den genannten Personen sind drei erfolgreiche und erfahrene Säulen des Nachwuchses ausgeschieden. Diese Lücke schließt man nicht so einfach. Es gab selbstverständlich auch Unruhe. Wir müssen aber auch den neuen handelnden Personen die Chance geben, ihre eigene Handschrift zu hinterlassen. Es ist wichtig, dass die neuen Wege, die wir beschritten haben, auch nach außen erläutert werden. Doch alles benötigt seine Zeit. Wir haben die Weichen richtig gestellt und müssen nun auch etwas Geduld haben.