Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, heißt es doch so schön. In ähnlicher Weise gilt dies auch für Athletiktrainer Mirco Theurer. Nach jedem Spiel beginnt für ihn die Arbeit am Spielfeldrand. Bewaffnet ist er mit Zettel und Stift. Dabei ist er keineswegs auf Stimmen-oder Autogrammjagd. Er dokumentiert fleißig den Verlauf des Abwärm-Programms. „Eine kleine Gedächtnisstütze“, schmunzelt er. Er achtet genau darauf, dass die aufgetragenen Aufgaben nach der Partie eingehhalten werden, um die Regeneration so schnell wie möglich zu fördern. Jede Spielerin hat hierfür einen genau festgelegten Zeitrahmen. „Es gibt klar festgelegte Abläufe , deren Einhaltung ich mit Adleraugen beobachte“, verrät der Athletiktrainer. Nach einer Begegnung stehen zehn Minuten Zeit zur Verfügung, um Presseanfragen zu beantworten, mit Freunden und Familie zu sprechen. Dann spätestens muss das Programm begonnen werden. „Es beinhaltet einen lockeren Lauf, auf den ein Ausrollprogramm sowie ein Dehnprogramm folgen“, erklärt Mirco.
Wer schon immer wissen wollte, welche Bedeutung die schwarz- und orangefarbenen Rollen besitzen, wird nun seine Neugierde befriedigen können. Die Rollen dienen einem regenerativen Zweck und sind, wie ihre Form bereits schließen lässt, zum „Ausrollen“. Durch ständiges Vor- und Zurückbewegen über alle Muskelpartien werden die verhärteten und verklebten Faszienabschnitte ausfindig gemacht und gelockert. Faszien sind Weichteil-Komponenten des Bindegewebes, die den Körper von Kopf bis Fuß mit kleinen Unterbrechungen wie ein Spinnennetz umweben. Durch sportliche Belastungen kann es dabei beispielsweise zu Verhärtungen und Verklebungen in bestimmten Bereichen kommen, die die Muskeln in ihrer Bewegung behindern. Diese Stellen sollen durch das Ausrollen wieder aufgelockert werden, damit man bei Bewegungsausführungen keine Einschränkungen oder Schmerzen verspürt. „Ziel ist es, den Mädels zu einer schnellen Regeneration nach einem harten Spiel zu verhelfen, um erholt in die kommende Trainingswoche zu starten“, kommentiert der Athletikcoach.
Seit Sommer 2012 ist Mirco für die Fitness der Mannschaft zuständig. Als Selbständiger gibt er neben Volleyball ebenso privates Training. Da Eishockey und Athletik seine Steckenpferde sind, gibt er vor allem sein Wissen an Torhüter weiter. Er kann hierbei aus einem umfangreichen Fundus schöpfen, denn unser „Fittmacher“ stand früher selbst zwischen den Pfosten. Mehrmals pro Woche leitet er das Athletik-Training der Volleyballerinnen. „Die Häufigkeit unterscheidet sich je nach Trainingsphase“, berichtet der 29-Jährige.
An einem arbeitsintensiven Tag klingelt bei Mirco um 6.30 Uhr der Wecker. Eine halbe Stunde später sitzt er bereits im Auto auf dem Weg zur Margon Arena. „Wenn wir im XXL trainieren, muss ich vorher noch mein Equipment in der Halle abholen. Zum Beispiel Medizinbälle, Wackelbretter oder Ähnliches. Um acht Uhr beginnt dann das Training mit einer Ansprache, bei der er die Trainingsinhalte erläutert. Danach wird oft in verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen Stationen, die Mirco vorher aufgebaut hat, trainiert. Neben vielen weiteren Dingen gibt er bei der Übungsausführung immer wieder wichtige Hinweise oder hilft, die Gewichte aufzuladen und vorzubereiten.
Ist die Einheit vorbei, bespricht sich Mirco mit Trainer Alexander Waibl und Co-Trainer Uli Rath über die Trainingseindrücke und die weitere Planung. Nach kurzer Pause geht es für ihn mittwochs beispielsweise mit dem Eishockeytraining weiter, um 20.30 Uhr kehrt er heim. Am Wochenende hat der Athletikcoach dann keineswegs frei, sondern schreibt fleißig die Trainingspläne für die neue Woche. „Es dauert circa sechs Stunden die unterschiedlichen Einzelpläne sowie den Mannschaftsplan zu erstellen und zu bearbeiten. Bei den verletzten oder kranken Spielerinnen erfolgen zusätzlich Absprachen mit dem medizinischen Team“, umschreibt er seine Wochenendgestaltung.
Durch die Arbeit im Eishockey ist Mirco zwar auch schon in Kanada, Norwegen und Dänemark gewesen. Was er im vergangenen Jahr in Baku bei der Champions-League-Reise erlebte, war aber einmalig. „Das ist schon etwas sehr Besonderes“, lacht er. Im Straßenverkehr ist die Hupe von morgens um sieben bis abends um sieben permanent im Einsatz. Ampeln sind eigentlich nur wohlgemeinte Hinweise und als Empfehlungen anzusehen. Die Straßen sind permanent verstopft, die Autos fahren auch mal auf der Gegenfahrbahn, um zum Ziel zu kommen. Zwar brauchen die Einheimischen eine Stunde für zehn Kilometer, doch irgendwie kommen sie unfallfrei am ihrem Ziel an. „Ein gut organisierter Ameisenhaufen“, erinnert er sich gerne.