Friederike Thieme fehlt den DSC-Volleyballerinnen – mal wieder: erst aufgrund einer Krankheit, jetzt durch eine Verletzung. Doch sie kämpft um ihre Rückkehr.
Es hätte ihre Saison werden können. Die Ausbildung zur Bürokauffrau hatte Friederike Thieme 2010 abgeschlossen. Sie konnte sich seitdem wieder viel mehr auf Volleyball konzentrieren. Und dann das: Erst fiel die Frau vom Dresdner SC krank aus. Seit beinahe zwei Monaten setzt sie ein Ermüdungsbruch im linken Mittelfuß außer Gefecht. „Ich habe immer noch Schmerzen, aber am meisten weh tut mir, dass ich meiner Mannschaft nicht helfen kann“, sagt die gebürtige Zittauerin. Die Beschwerden rühren von den noch vorhandenen Entzündungen her. Der Knochen sieht wieder weitgehend stabil aus.
Ihre Karriere ist inzwischen auch eine Laufbahn der Leiden. So zog sie sich bereits in der vergangenen Saison einen Bänderriss zu und plagte sich mit Adduktorenproblemen rum. Ans Aufgeben denkt Thieme aber nicht. Sie arbeitet an ihrem Comeback – so wie früher. „Ich habe mich immer wieder rangekämpft und gelernt, mit Rückschlägen umzugehen.“ Die 24-Jährige benötigte auch in der vorigen Saison nach dem Bänderriss ziemlich lange bis zur Rückkehr, aber als sie gebraucht wurde, war die 1,87-Meter-Frau da. Auch dank ihrer Hilfe zog der DSC ins Finale um die deutsche Meisterschaft ein.
In dieser Saison gehörte sie erneut zu den Besten – wenn Thieme denn mal spielen konnte. Beispielsweise beim einzigen Champions-League-Erfolg im französischen Mulhouse. Oder bei den Bundesliga-Siegen in Leverkusen und gegen Münster. Daraus schöpft sie Kraft.
Außerdem darf Thieme wieder auf der Position ran, auf der sie sich schon seit jeher am wohlsten fühlt: als Außenangreiferin. Davor musste Thieme als Mittelblockerin spielen. Der ehemalige DSC-Trainer Arnd Ludwig wollte das so. Dessen Nachfolger Alexander Waibl besetzt sie wieder auf ihrer ehemaligen Position. „Ich hatte mich zwar auch mit der Rolle als Mittelblockerin angefreundet, stieß aber an meine Grenzen und wusste, dass ich nicht die Rolle spielen kann wie als Außenangreiferin.“
Es war die richtige Entscheidung. Thieme blühte auf ihrer Lieblingsposition regelrecht auf – so sehr, dass sogar Bundestrainer Giovanni Guidetti auf sie aufmerksam wurde und Thieme zur Nationalauswahl einlud. „Darüber habe ich mich sehr gefreut und lasse mich überraschen, ob er das wieder macht.“ Auf ihrem Konto stehen sechs Länderspiele. Für weitere Duelle anbieten kann sie sich derzeit nicht. Ihrem Team traut Thieme in der Bundesliga alles zu – auch den Titel: „Davon bin ich felsenfest überzeugt – wenn alle am Limit spielen und daran glauben. Wir konnten unsere vielen Ausfälle immer kompensieren. Das spricht für unsere mannschaftliche Geschlossenheit.“ Je länger der DSC im Wettbewerb bleibt, desto besser wäre das auch für sie, denn dann könnte Thieme ihrer Mannschaft eventuell erneut helfen – so wie in der vergangenen Saison. Waibl plant ohne sie. Er will Thieme nicht unter Druck setzen.
Gedanken über ihre sportlichen Perspektiven muss sie sich nicht machen. Ihr Vertrag beim DSC gilt bis 2013 – mit der Option für 2014. Gedanken über ihre berufliche Zukunft macht Thieme sich schon. „Ich habe Lust, wieder etwas neben dem Volleyball zu tun, eventuell ein Fernstudium, möglicherweise etwas mit Wirtschaft.“ Es würde zu ihrer Ausbildung als Bürokauffrau passen. Davor steht aber erst mal das Comeback als Volleyballerin.
Dresdner SC – 1. VC Wiesbaden Sa., 17.30