Felix Fischer war völlig außer Atem, nicht vorrangig vom Spiel, sondern vom Jubeln. Immer wieder schrie der Mittelblocker der BR Volleys seine Freude in Richtung des eigenen Anhangs heraus und rutschte mit seinen Kollegen auf dem Bauch liegend dem Fanblock entgegen. Wenige Minuten zuvor hatten die BR Volleys das dramatische fünfte Finalspiel um die Deutsche Meiserschaft im fünften Satz mit 3:2 (31:29, 22:25, 21:25, 25:18, 16:14) für sich entschieden. Aus Fischer und seinen Kollegen sowie den Fans und dem gesamten Organisationsteam der Berliner brach der Jubel über den vierten Meistertitel nach 1993, 2003 und 2004 heraus wie glühende Lava aus einem Vulkan.

Kurz zuvor hatte in der mit 1512 Zuschauern ausverkauften Hachinger Generali-Sportarena noch alles nach dem ersten Meistertitel der Gastgeber ausgesehen. 14:12 hatte das Team von Trainer Mihai Paduretu geführt, aber zwei Satzbälle vergeben. Weil den Hachingern plötzlich in Angriff und Aufschlag die Nerven flatterten und die Berliner ihrerseits nie aufsteckten, drehten die Hauptstädter die Partie mit vier Punkten in Serie noch.
Olympiasieger Scott Touzinsky blockte den entscheidenden Ball gegen Hachings Zuspieler Branislav Skladany.

„Keine Ahnung, wie wir das noch angestellt haben”, sagte Felix Fischer und beantwortete die rhetorische Frage gleich selbst. „Jetzt holen wir sie uns, jetzt kriegen wir sie”, habe Fischer gedacht, als Berlin scheinbar aussichtslos zurücklag. Der unbändige Willen, mit dem diese Mannschaft den vor der Saison nicht für möglich gehaltenen Meistertriumph anstrebte, gab wohl letztlich den Ausschlag in dieser dramatischen Finalserie zweier fast gleichstarker Teams.

Paduretu: „Es gibt keine größere Enttäuschung”

Auch der sichtlich bewegte Volleys-Trainer Mark Lebedew sagte: „Das ist eine Mannschaft, die nie aufhört, die kämpft bis zum bitteren Ende. Es ist unglaublich, was die Mannschaft in den vergangenen sechs Wochen in den Play-offs geleistet hat – nicht zu fassen.” Beide Teams, die sich in den vergangenen Wochen einen faszinierenden Schlagabtausch geliefert hatten, bezeichnete Lebedew als „meisterlich”. „Aber es kann eben nur eine Mannschaft geben, die jetzt das Meistershirt anhat, und das sind glücklicherweise wir”, sagte Lebedew.

Hachings Coach Paduretu konnte das Kompliment seines Kollegen freilich nicht aufmuntern. „Eine größere Enttäuschung gibt es für einen Spieler oder einen Trainer nicht, als wenn man trotz 14:12 im Tiebreak verliert”, sagte Hachings „Macher”. Die BR Volleys hätten „zweieinhalb Sätze sehr gut gespielt, sie sind ein würdiger Meister”.

Glückwünsche aus Friedrichshafen

Auch von der Konkurrenz aus Friedrichshafen gab es Glückwünsche nach Berlin.
VfB-Manager Stefan Mau sagte: „Fünf Spiele und das letzte Spiel endet 16:14 im fünften Satz – da muss man einfach von einem würdigen Finale sprechen.
Spannender geht es nicht. Berlin hat uns als Zweiten ausgeschaltet und sich jetzt auch gegen den Ersten Haching durchgesetzt. Das heißt: Sie sind verdient Meister geworden, Gratulation! Die Finalspiele und vor allem die Begegnungen in Berlin haben gezeigt, dass Volleyball in Deutschland funktioniert, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Das müssen jetzt einfach ganz viele Leute sehen.”

Bundestrainer Vital Heynen, der die Partie im Livestream im Internet verfolgt hatte, sagte: „Berlin ist verdient Meister, weil sie bis zum Ende einfach weitergespielt haben. Von der Qualität gibt es zwischen diesen beiden Mannschaften eigentlich keinen Unterschied.” Von der Dramatik der Finalserie zeigte sich Heynen begeistert: „Diese beiden Mannschaften waren so eng beieinander – diese Spannung braucht Volleyball, und wenn es so spannend ist, kommen die Leute in die Hallen.”

Berlins Manager Kaweh Niroomand, der als glühender Fußballfan von Borussia Dortmund bereits am Samstag etwas zu feiern gehabt hatte, versprach direkt nach Spielschluss, dass die BR Volleys in der kommenden Saison in der Champions League antreten werden. „Mit Sicherheit”, sagte Niroomand. „Das bringt uns sportlich voran und wir werden die Mannschaft noch weiter verstärken. Mal sehen, wie wir uns als Neuling schlagen werden.” Zunächst aber hat Niroomand mit der Organisation der Meisterfeierlichkeiten alle Hände voll zu tun. Vorbereitet war nämlich nichts, aus Aberglaube. Doch Niroomand versprach, dass er für den Rückflug nach Berlin persönlich dafür Sorge tragen werde, dass sein Team nicht auf dem Trockenen sitzt.

Ergebnisse der Play-off-Finalserie vom 7. bis 22. April Spiel 5:
22.04.2012 Generali Haching – Berlin Recycling Volleys 2:3 (29:31, 25:22, 25:21, 18:25, 14:16) Spiel 4:
Berlin Recycling Volleys – Generali Haching 3:0 (25:22, 25:20, 25:16) Spiel
3:
Generali Haching – Berlin Recycling Volleys 3:1 (25:20, 26:24, 23:25, 25:22) Spiel 2:
Berlin Recycling Volleys – Generali Haching 3:0 (25:16, 25:13, 25:23) Spiel
1:
Generali Haching – Berlin Recycling Volleys 3:0 (25:17, 25:19, 20:27)