Mit Russland spielt der Weltmeister bei der Volleyball-EM 2013 der Frauen in Dresden. Cheforganisator Wolfgang Söllner verspricht ein anderes Niveau als in der Bundesliga.
Über mangelnde Arbeit kann sich Wolfgang Söllner nicht beklagen. Er arbeitet hauptberuflich als Rechtsanwalt sowie ehrenamtlich als Organisationsboss der Volleyball-Europameisterschaft in seiner Wahlheimatstadt Dresden. Da kämpfen ab 6. September 2013 die Frauen aus Aserbaidschan, Kroatien und Russland um den Einzug in die K.-o.-Phase mit Play-off-Runden und Viertelfinals in Halle in Westfalen und in Zürich in der Schweiz sowie Halbfinals und Endspielen in Berlin. Den vierten Teilnehmer der Vorrundengruppe C ermitteln die Slowakei und Weißrussland erst drei Monate vor dem Turnier. Der Pool A mit Deutschland an der Spitze spielt im Gerry-Weber-Stadion sowie die anderen beiden Staffeln B und D in Zürich und Schwerin. Einige Stars kennen Sachsens Hauptstadt bereits. Aserbaidschanerinnen, Kroatinnen und Russinnen kämpften mit Azerrail oder Rabita Baku, Dynamo Kasan, Eczacibasi oder Fenerbahce Istanbul in den vergangenen beiden Spielzeiten in der Champions League gegen den DSC. Die Bekanntesten heißen Jekaterina Alexandrowna Gamowa, Ljubow Wladimirowna Sokolowa-Schaschkowa-Kilic, Maria Borisenko und Jekaterina Wadimowna Kabeschowa-Ulanowa und kommen aus Russland. Bei Bundesliga-Heimspielen wirbt eine Bande in der Margon-Arena für das Turnier im nächsten Jahr, zuletzt am Mittwochabend beim 3:0-Erfolg gegen Stuttgart. Söllner, als Sprecher der Frauen-Bundesliga, beratendes Mitglied im Vorstand der Deutschen Volleyball-Liga, Chef beim Sächsischen Sportverband Volleyball und stellvertretender DSC-Präsident ein Mann mit vielen Ämtern, redet über Dachschäden, Gesichtszüge und Hallenwechsel.
Herr Söllner, die nächste Volleyball-EM der Frauen spielt sich in Deutschland und der Schweiz ab. Was gab den Ausschlag für eine Vorrunde in Sachsens Metropole?
Dresden gehört dank des DSC bei den Frauen zu den deutschen Volleyball-Hochburgen. Die Verantwortlichen des nationalen Verbandes sprachen uns an. Uns war sofort klar: Da müssen wir dabei sein.
Die DSC-Frauen spielen in der Margon-Arena. Haben Sie sich auch mit dieser Halle beworben?
Ja, aber sie fiel beim europäischen Verband durch. Sie genügt nicht seinen Ansprüchen. Er fordert eine größere Halle. Wir boten die Energie-Verbund-Arena an und kamen durch. Bei der Inspektion tropfte allerdings das Wasser von der Decke. Seitdem wollte der Verband regelmäßige Informationen über den Fortschritt bei der Sanierung des Dachschadens bekommen. Inzwischen ist ja alles wieder dicht und die Halle wieder voll in Betrieb.
Wie reagierten die sonstigen Nutzer der Energie-Verbund-Arena – besonders die Verantwortlichen der Dresdner Eislöwen, die sich ab August auf die im September beginnende Saison in der 2. Eishockey-Bundesliga vorbereiten?
Sehr aufgeschlossen, kollegial und durchweg positiv. Sie fanden die Idee super und boten ihre Hilfe an. Wir blockieren die Halle ja auch nur für eine Woche mit Auf- und Abbau, Training und drei Spieltagen. Ein Nachteil ist es aber sicherlich trotzdem für die Eishockeyprofis. Dafür erweitern wir das Spektrum der Energie-Verbund-Arena um Volleyball. Da gehen vielleicht mal andere Zuschauer in die Halle.
In der Margon-Arena wären alle Voraussetzungen für Volleyball erfüllt gewesen. In der Energie-Verbund-Arena ist das nicht der Fall. Was bedeutet das für Sie?
Der Umbau von einer Eis- in eine Volleyballhalle verursacht höhere Kosten. Auch die Miete ist anders. Da uns das Land und die Stadt dabei helfen, ändert das aber nichts an unserem Budget. Das beträgt etwa 300000 Euro. Es besteht zu einem beachtlichen Teil aus öffentlichen Mitteln. Die Bescheide fehlen zwar noch. Aber wir besitzen ausreichend Sicherheiten. Nichtsdestotrotz benötigen wir auch Einnahmen aus Sponsoring und Ticketing.
Welche Erwartungen verbinden Sie mit mit diesem Wettbewerb?
Wir bieten ein internationales Spitzenereignis in einer olympischen Mannschaftsballsportart und wollen dadurch eine Marke setzen. Das Ziel ist eine volle Halle an allen drei Spieltagen. Die Stadt Dresden ist seit vielen Jahren ein Spitzenstandort im Frauen-Volleyball. Jetzt kommt mit dem Weltmeister Russland das Maß aller Dinge. Das ist schon etwas anderes als Bundesliga. Dieses Niveau besitzt die deutsche Eliteklasse nicht. Wir machen Reklame für eine ästhetische, fantastische Sportart. Davon erhoffe ich mir auch Abstrahleffekte für den DSC und positive Auswirkungen auf andere Klubs. Warum sollen die Zuschauer nicht auch mal zum Zweitliga-Volleyball nach Chemnitz oder Grimma fahren? Wieso sollen sie nicht genauso mal zu den Männern vom VC Dresden in der 1.Bundesliga gehen oder zur 2.Bundesliga nach Delitzsch, Leipzig oder Zschopau reisen?
Bei der Heim-WM 2002 sind die Gastgeberinnen dem Druck nicht gewachsen und früh draußen gewesen. Was trauen Sie den deutschen Frauen bei der EM 2013 zu?
Sie belegten bei der EM 2011 in Serbien nach dem verlorenen Finale gegen die Gastgeberinnen den zweiten Platz. Da haben wir gesehen, was der Heimvorteil ausmachen kann. Genau das wünschen wir uns auch für die EM 2013. Nach Silber sollen unsere Frauen noch eins draufsetzen. Ich war in Berlin dabei, als sich die deutschen Männer gegen die Kubaner für die Olympischen Sommerspiele in diesem Jahr in London qualifizierten. Das war Gänsehaut pur. Eine EM zu Hause erzeugt natürlich auch immer Druck, und ich muss zugeben: Ich war auch bei der Auslosung dabei und sah, wie Bundestrainer Giovanni Guidetti die Gesichtszüge entglitten. Die Niederlande, Spanien und die Türkei – das ist schon eine Hammergruppe. Ich bin aber ein Fan von ihm und davon überzeugt, dass er das hinbekommt. Diese Titelkämpfe sind für uns der Höhepunkt schlechthin. Das Ziel ist, dass unsere Frauen am Ende auf dem Podest in der Mitte stehen.
Tickets unter www.eurovolley2013.org