Stuttgart zeigt Dresden die Grenzen auf – Grün-Comeback mit Niederlage
Das Spätsommermärchen von Belgrad mit der EM-Silbermedaille ist für die deutschen Volleyball-Frauen ist noch allgegenwärtig. Zwar hat am Wochenende wieder der Bundesliga-Alltag begonnen, doch die Euphorie war zum Saisonstart in den Hallen deutlich spürbar. Beispielsweise in Stuttgart, wo die Gastgeberinnen den Dresdner SC vor über 1000 begeisterten Fans mit 3:0 entzauberten. Spannender ging’s in Vilsbiburg zu, wo die Roten Raben die Alemannia aus Aachen mit Bundesliga-Rückkehrerin Angelina Grün erst im fünften Durchgang mit 3:2 bezwingen konnten. Für Aufsteiger Bayer Leverkusen ging der Start daneben: Der TSV musste sich beim 1. VC Wiesbaden mit 0:3 geschlagen geben.
Alexander Waibl, Trainer des Dresdner SC, hatte die Stimmung vor dem Duell bei Smart Allianz Stuttgart mächtig angeheizt. Sein Team sei deutlich besser besetzt, hatte Waibl verlauten lassen. „Das ist nicht das Niveau, auf dem man sich begegnen sollte“, konterte Stuttgarts Trainer Jan Lindenmair, dessen Team beim 3:0 (25:21, 25:22, 25:23) die passende Antwort gab. „Wir waren besser organisiert, haben sehr diszipliniert gespielt, das Spiel immer unter Kontrolle gehabt – und deshalb verdient gewonnen.” Vor allem im Block und in der Feldabwehr waren die Stuttgarterinnen dem DSC überlegen. „Ich bin sehr zufrieden, das war ein guter Start”, freute sich Jan Lindenmair. Alexander Waibl stellte aber nachher klar: „Wir hatten wegen der EM fünf Tage Vorbereitung, der Gegner zwei Monate – das muss man einfach bedenken. Ich wusste ganz genau, dass wir deshalb noch nicht so weit sind. Es war eine müde Mannschaft, die gegen einen gut vorbereiteten Gegner gespielt hat. An vielen Schnittstellen hat es bei uns noch nicht gepasst.”
Auch für Teun Buijs war es ein Start nach Maß in der Frauen-Bundesliga: Der ehemalige Männer-Coach der RWE Volleys Bottrop feierte mit dem Schweriner SC einen ungefährdeten 3:0 (25:18, 25:19, 25:23)-Erfolg beim VCO Berlin. „Es hat viel Spaß gemacht”, sagte der Niederländer nach dem Erfolg, attestierte dem VCO allerdings eine gute Leistung. „Berlin ist schon gut im Rhythmus, wir brauchen noch eine gewisse Zeit.” Der SSC hatte das Spiel allerdings stets unter Kontrolle, war im Angriff durchschlagskräftiger und im Aufschlag sicherer. Im dritten Satz kamen Patricia Thormann und Anne Buijs zum Einsatz.
Ein von Nervosität geprägtes Auftaktmatch sahen die 500 Fans in Potsdam, wo der SCP sich mit 3:1 (25:17, 25:21, 23:25, 25:20) gegen die envacom volleys aus Sinsheim durchsetzte. „Das Spiel hatte für beide Teams schon eine hohe Bedeutung – und das merkte man deutlich”, sagte Potsdams sportlicher Leiter Volker Knedel. „Wir haben letztendlich etwas weniger Fehler gemacht.” Vorteile hatte Potsdam auch beim Aufschlag und in der Annahme. „Die langen Ballwechsel haben wir zudem meist für uns entschieden”, so Knedel. Mit einem Sieg beim VCO im nächsten Bundesligaspiel könnte Potsdam einen Start nach Maß hinlegen. „Davon träumen wir hier.”
Keine Probleme hatte der 1. VC Wiesbaden mit Aufsteiger Bayer Leverkusen. Beim 3:0 (25:13, 25:6, 25:17) griff jedes Rad ins andere. „Es lief alles einfach richtig rund”, freute sich Trainer Andreas Vollmer. „Wir sind nie in die Bredouille gekommen.” Von den sechs Punkten im zweiten Durchgang steuerten die Wiesbadenerinnen noch drei Zähler mit Aufschlagfehlern bei. Das sehr junge Bayer-Team musste Lehrgeld zahlen, ließ aber nie die Köpfe hängen. Doch Trainer Zhong Yu Zhou fehlten auch die Alternativen auf der Bank. Überragende Spielerin auf dem Parkett war Wiesbadens Zuspielerin Martina Viestova. „Nun geht’s nach Hamburg, das wird ein echter Gradmesser”, betonte Andreas Vollmer.
Ein spannendes Fünf-Satz-Match lieferten sich auch die Roten Raben Vilsbiburg und Alemannia Aachen – beim 3:2 (24:26, 25:13, 25:21, 22:25, 15:4) mit dem besseren Ende für die Raben. „Lange Anfahrt, langes Match, lange Rückfahrt”, konstatierte Alemannia Coach Stefan Falter. „Wir haben im Angriff unsere Qualität nicht durchsetzen können.” Mit zunehmender Dauer brachten die Gäste den Ball nicht mehr auf den Boden, während die Roten Raben ihrerseits aus einer guten Feldabwehr immer besser im Angriff durchkamen. Beleg dafür ist der fünfte Durchgang. „Vor allem die Abstimmung zwischen Zuspiel und Schnellangriff hat bei Vilsbiburg toll gepasst”, gestand Stefan Falter ein. Angelina Grün bot bei der Alemannia eine ordentliche Leistung. „Sie hat ihren Job gemacht, doch die Abstimmung mit dem Team ist ein Prozess, der noch Zeit braucht”, konstatierte ihr Trainer.
Über die volle Distanz musste der VfB Suhl beim 3:2 (25:18, 21:25, 25:16, 23:25, 15:10) gegen den Köpenicker SC gehen. Am Ende setzte sich die größere individuelle Klasse des VfB durch. „Knapp war es eigentlich nur, wenn wir es zugelassen haben”, berichtete VfB-Coach Felix Koslowski. „Eigentlich hätten wir 3:1 gewinnen müssen.” Aber vor der ungewöhnlich großen Kulisse von 1300 Zuschauern hätten seine Spielerinnen phasenweise auch leicht nervös agiert. „Wir haben aber zwei Punkte und das zählt.”
Große Ambitionen hat in dieser Saison VT Aurubis Hamburg. Doch beim USC Münster gab’s im Sonntagsspiel gleich einen Dämpfer: Mit 2:3 (21:25, 25:17, 25:21, 23:25, 13:15) musste das Team von Trainer Jean-Pierre Staelens die Heimreise in den Norden antreten.
Viel Zeit zum Durchatmen bleibt nicht, schon am Dienstag und Mittwoch müssen die Frauen wieder ran: Aufsteiger Bayer Leverkusen hat am Dienstag gegen die Roten Raben aus Vilsbiburg eine schwere Aufgabe zu bewältigen. Einen Tag später erwartet der Köpenicker SC den Schweriner SC. Der Dresdner SC will gegen den VfB Suhl den ersten Heimsieg feiern. Hamburg empfängt den VC Wiesbaden, während sich im Top-Spiel Aachen und Stuttgart gegenüberstehen.
Ergebnisse vom 14. bis 16. Oktober:
Smart Allianz Stuttgart – Dresdner SC 3:0 (25:21, 25:22, 25:23)
SC Potsdam – envacom volleys Sinsheim 3:1 (25:17, 25:21, 23:25, 25:20)
1. VC Wiesbaden – TSV Bayer 04 Leverkusen 3:0 (25:13, 25:6, 25:17)
Zurich Team VCO Berlin – Schweriner SC 0:3 (18:25, 19:25, 23:25)
VfB Suhl – Köpenicker SC Berlin 3:2 (25:18, 21:25, 25:16, 23:25, 15:10)
Rote Raben Vilsbiburg – Alemannia Aachen 3:2 (24:26, 25:13, 25:21, 22:25, 15:4) USC Münster – VT Aurubis Hamburg 3:2 (25:21, 17:25, 21:25, 25:23, 15:13)
Die nächsten Termine:
18.10.2011 TSV Bayer 04 Leverkusen – Rote Raben Vilsbiburg (Smidt Arena)
19.10.2011 Köpenicker SC Berlin – Schweriner SC (Sporthalle Hämmerlingstraße)
19.10.2011 Zurich Team VCO Berlin – SC Potsdam (Sporthalle Anton-Saefkow-Platz)
19.10.2011 Dresdner SC – VfB Suhl (Margon Arena)
19.10.2011 VT Aurubis Hamburg – VC Wiesbaden (Sporthalle der Gesamtschule Süderelbe)
19.10.2011 Alemannia Aachen – Smart Allianz Stuttgart (Neuköllner Straße)